Konzert vom MDR-Musiksommer auf MDR Kultur (Mediathek)
„Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus“, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire ist sie heute ein gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern.
Haradas Vielseitigkeit spiegelt sich ebenfalls in ihrer umfangreichen Diskografie, die neben Werken von Samuel Feinberg und Michio Mamiya ebenso Kompositionen von Chopin, Grieg und Skrjabin umfasst. Ihre CDs wurden mit zahlreichen Preisen bedacht. Die englische Musikzeitschrift Gramophone nahm ihre Einspielung mit Werken von Tschaikowski und Rachmaninow in die Rubrik Gramophone recommends auf und attestierte: „Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording. Hideyo Harada offers a reading that thrills.“ Sowohl ihr Schubert- als auch ihr Schumann-Album wurden unter anderem vom luxemburgischen Musikmagazin Pizzicato mit dem Supersonic Award ausgezeichnet und von den Fachzeitschriften Stereo und Fono Forum zur CD des Monats gekürt. Dazu war in Fono Forum zu lesen: „Hideyo Harada zählt zu jenen immer seltener anzutreffenden Künstlern, die sich bei ihren Einspielungen offensichtlich sehr viel Zeit nehmen, um Interpretationen von enormen musikalischem Feinschliff und größter geistiger Durchdringung vorzulegen. (…) Gegen die Konkurrenz weiß sich die Künstlerin schon deshalb zu behaupten, da sie ganz eigene Akzente setzt. Zunächst ist es die schiere Schönheit ihres Spiels, das sowohl Schuberts »Wandererfantasie« als auch die Sonate D 960 in eine andere Sphäre zu transzendieren scheint. (…) Und auch in der Sonate sind es die vielen seelisch erfüllten Momente ihres Spiels, die dem Werk über seine Schmerzlichkeit hinaus ein wärmendes Licht mitfühlender Menschlichkeit verleihen.“
Neben einem über mehrere Spielzeiten angelegten Schubert-Zyklus, den sie gemeinsam mit namhaften Partnern in Tokio realisierte, nimmt auch die Pflege zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert im Schaffen der Pianistin ein, für die hier stellvertretend Komponisten wie Viktor Ullmann, Ernst Krenek, Toru Takemitsu, Toshio Hosokawa oder Tan Dun genannt seien, sowie die japanische Erstaufführung von Alfredo Casellas Scarlattiana op. 44 für Klavier und Orchester.
Ihre musikalische Ausbildung begann Hideyo Harada zunächst in Tokio bei Toyoaki Matsuura bevor sie nach Europa kam, wo sie ihre Studien bei Lieselotte Gierth in Stuttgart sowie bei Hans Kann und Roland Keller in Wien fortsetzte. Den letzten Schliff holte sich die Pianistin schließlich bei Viktor Merzhanov am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann unter anderem den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau.
Seitdem gastierte sie unter anderem beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem MDR-Musiksommer, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau Musik Festival, dem Mozartfest Würzburg, dem Heidelberger Frühling, den Ludwigsburger Schlossfestspiele, dem Musikfest Stuttgart, den Festspielen Europäische Wochen Passau, dem Yokohama International Piano Festival und dem Grand Piano Festival in Amsterdam. Wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, der Wiener Musikverein, das Berliner Konzerthaus, das Gewandhaus Leipzig, die Alte Oper Frankfurt, die Stuttgarter Liederhalle, die Genfer Victoria Hall, das Prager Rudolfinum oder die Suntory Hall Tokio.
Hideyo Harada konzertierte mit zahlreichen Orchestern, so etwa mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchestre de Cannes, der Filarmonica George Enescu Bukarest, dem National Polish Radio Symphony Orchestra, dem Russian State Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra oder dem New Japan Philharmonic Orchestra. Zu ihren Partnern am Pult zählten dabei Dirigenten wie Petr Altrichter, Christian Arming, Piero Bellugi, Pietari Inkinen, Cristian Mandeal, Tadaaki Otaka, Vladimir Valek oder Marcello Viotti.
Im Rahmen von Kammermusikabenden arbeitet Hideyo Harada unter anderem mit dem Borodin Quartett, den Geigern Latica Honda-Rosenberg und Mikhail Simonyan, dem Cellisten Jens Peter Maintz und dem Bariton Roman Trekel. Eine weitere Facette ihres Könnens zeigt die Pianistin bei musikalisch-literarischen Programmen, die sie gemeinsam mit den Schauspielern Corinna Harfouch, Peter Lohmeyer, Thomas Thieme und Hanns Zischler gestaltet. Aufnahmen bei internationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten runden ihre Tätigkeit ab.
Neben ihrer regen Konzertaktivität veröffentlichte Hideyo Harada über vier Jahre hinweg monatlich erscheinende Essays in der renommierten japanischen Musikfachzeitschrift Musica Nova. 2014 erschien in einem der bekanntesten japanischen Verlage ihr Buch „Das Geschenk der russischen Klavierschule“, das am Beispiel ausgewählter Künstlerpersönlichkeiten – beginnend mit der Ära Peters des Großen bis hin zu den gefeierten Klaviervirtuosen der Jetztzeit – ein reiches musikalisches Erbe aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.